
Wie lebt man nachhaltig?
Privater Konsum ist für rund 20 Prozent der in Deutschland ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Dass das Verhältnis deutlich niedriger sein könnte, zeigt eine andere Zahl: Über elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden hierzulande Jahr für Jahr weggeworfen. Jede Menge Raum also für Verbesserungen. Verraten Sie uns Ihr Rezept für ein nachhaltiges Leben.

Vision Deutschland
Wir sind im Jahr 2050. Wir praktizieren eine nachhaltige Effizienz, die nicht den monetären Profit steigert, sondern eine soziale und ökologische Rendite erwirtschaftet. Wir vermeiden Verschwendung und leben in einer Welt ohne Abfälle, in der alles wiederverwertet wird. Statt eines unersättlichen Konsums, der zu Überfischung, Vermüllung und Zerstörung der Erde führt, gehen wir achtsam mit den eigenen Bedürfnissen, aber auch mit den verfügbaren Ressourcen um. Die Energieversorgung wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien sichergestellt. Die Treibhausgase sind weitestgehend eingedämmt. Subventionen für fossile oder atomare Energien sind längst abgeschafft. Stattdessen wurden deren Folgeschäden ehrlich eingepreist. Das Energiesystem funktioniert dezentral, flexibel und dynamisch. Es gibt jede Menge regionale Marktplätze, Bürger werden zu Unternehmern, Konsumenten sind gleichzeitig Produzenten – als „Prosumer“ entscheiden wir selbst über die ökonomische und ökologische Zukunft unserer Region. Auch die Arbeit ist vernetzt, dezentral und flexibel. Wohnen und Arbeiten sind nicht mehr getrennt, sondern gehen mehr und mehr zusammen. Die täglichen Wege legen wir zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurück. Individualfahrzeuge werden geteilt oder fahren autonom. Intelligente Technik verknüpft jegliche Mobilitätsdienstleistungen klug miteinander. So erreichen wir jederzeit bequem und umweltschonend unser Wunschziel.

Der Schlüssel in dir
Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, denkt man in erster Linie an die Umwelt: Ich soll weniger Plastik kaufen, weniger Fleisch essen und den Müll trennen. All das stimmt auch. Aber ohne tieferes Verständnis, warum ich das tue oder wofür, sind diese Maßnahmen ein bloßes Folgen einer neuen gesellschaftlichen Norm. Solange das Verständnis für nachhaltiges Leben die affektive Komponente nicht miteinbezieht, ist dieses Verhalten nicht wirklich nachhaltig. In diesem Sinne beginnt nachhaltiges Leben mit dem Hineinsehen und Hinterfragen der eigentlichen Gründe der eigenen Wünsche: Welche Gefühle und Bedürfnisse stecken dahinter? Die zweite Komponente ist die Empathie, zuerst sich selbst gegenüber. Wie kann ich mich aus meinen internen Ressourcen heraus unterstützen? Dieser Schritt erfordert emotionale Intelligenz. Wenn diese Nachhaltigkeit auf der Mikroebene gegeben ist, folgen weitere Fragen: Kann ich sie auf meine Beziehungen übertragen? Kann ich den Menschen neben mir akzeptieren und Verständnis für seinen individuellen Lebensweg mitbringen? Kann ich ihm das Gute wünschen und es mit meinen tagtäglichen Handlungen stützen? Auf diese Weise expandieren sich die Auswirkungen eines achtsamen Lebens auf die Makroebene. Nachhaltigkeit beginnt in einem selbst, mit dem Hineinsehen und Hinterfragen, mit der Selbstliebe. Man kann nur das weitergeben, was man in sich kultiviert hat. Dafür braucht man nicht unbedingt externe Ressourcen.

Der Nachfrage-Effekt
In der Corona-Zeit ist vielen von uns die Lust vergangen, von Laden zu Laden zu bummeln. Das setzt auch Impulse für nachhaltigen Konsum. Wir machen uns nun ganz andere Gedanken: je zielgerichteter der Einkauf, desto geringer die Ansteckungsgefahr. In Berlin galt nach dem Shutdown die Losung, Geschäfte im eigenen Wohnviertel zu unterstützen, denen die mehrwöchige Schließung geschadet hatte. Der stationäre Handel bot Online-Vorbestellungen an, die man abholen konnte. Der eigene nachhaltige Konsum stärkt auch unsere Gesellschaft. Unterstützen wir Online-Portale, die mit lokalen Händlern zusammenarbeiten, die Steuern bezahlen und gute Arbeit bieten, stärkt das die lokale Wirtschaft. Bewusster Konsum wirkt sich auch positiv auf unsere Klimabilanz aus: weniger Online-Shopping bedeutet weniger Verpackungsmüll und weniger logistischen Aufwand. Ein Wandel der Lebensweise, kurze Wege und der Kauf ressourcenleichter, vegetarischer oder veganer Kost, die unter fairen Bedingungen erzeugt und gehandelt werden, verändern das Wirtschaftssystem. Wenn sich die Nachfrage ändert, ändert sich das Angebot. Tatsächlich ist in den letzten Monaten die Nachfrage bei Bio-Produkten gestiegen. Nachhaltige Produkte sollten günstiger werden können als nicht nachhaltige Produkte – etwa, indem die Preise die ökologischen und gesellschaftlichen Kosten einbeziehen, die sie verursachen. Und wir sollten Unternehmen unterstützen, die sich um diese Themen kümmern.

Essen für die Zukunft
Als mir die Jury den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 überreichte, begründete sie das mit den Worten: „Die Taifun-Tofu GmbH leistet mit ihren pflanzlichen Bio-Lebensmitteln einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Sie übernimmt eine Vorreiterrolle im europäischen Sojaanbau und setzt sich für eine energiesparende Herstellung sowie gegen Lebensmittelverschwendung ein.“ Den Preis in Händen zu halten, hat mich stolz gemacht − er ist eine Bestätigung für das, was wir bei Taifun seit über 30 Jahren verfolgen. Noch mehr freuen wir uns, dass immer mehr Menschen den Weg mit uns gehen und in Tofu ein Lebensmittel der Zukunft sehen. Wir sind überzeugt, dass jeder einzelne Mensch mit der eigenen Ernährung Verantwortung für den Schutz des Planeten übernehmen kann. Mit seiner großen Menge an hochwertigem Sojaeiweiß ist Tofu ein Schlüssel dafür. Besonders ressourcenschonend ist es, wenn die Sojabohnen wie bei den Taifun-Produkten zu 100 Prozent aus gentechnikfreiem Bio-Vertragsanbau in Deutschland, Österreich und Frankreich stammen. Daraus machen wir vielseitige Tofu-Spezialitäten, die wir von Freiburg in 15 europäische Länder liefern. Ich bin Taifun seit 1995 verbunden. Was mir in den ersten Jahren weit weg erschien, ist heute Realität: Das traditionsreiche asiatische Produkt Tofu hat unsere Kühlregale erobert und der exotische Rohstoff dafür wächst vor unserer Tür. Das zeigt mir: Wir können noch viel bewegen!

Genug ist genug
Es müsse immer aufwärts gehen, höher, schneller und weiter. So haben es viele bereits als Kind beigebracht bekommen. Grundsätzlich ist das kein schlechter Ansatz, denn sich weiterentwickeln zu wollen, ist in einem freiheitlich-demokratischen Land absolut legitim. Aber es gibt Grenzen, die den Bereich des Sinnvollen abstecken. Das Zauberwort dabei: die Suffizienz, ein Begriff, der mit der vielzitierten Einschränkung nicht viel gemein hat. Im Gegenteil: Wer suffizient lebt, fragt sich nicht, was möglich, sondern was tatsächlich nötig ist. Ich kenne das aus meiner beruflichen Arbeit an Themen aus der Architektur und der Bautechnik sehr gut: Müssen es etwa 80 Quadratmeter Wohnraum pro Person sein oder genügen auch 40? Müssen Ressourcen zur Beheizung ineffizient verbrannt werden oder geht das auch mit regenerativer Energie, die direkt am Haus erzeugt wird? Auch in Stadt und Verkehr gibt es dafür Beispiele: Muss es ein PS-starker SUV sein, wenn man ausschließlich in der Stadt unterwegs ist? Jeder und jede kann selbst herausfinden, was er oder sie wirklich braucht. Dabei sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und zu bleiben, ist nicht immer einfach. Die Reduktion auf das benötigte Maß aber lohnt sich, denn sie verschafft viel Raum für neue Ideen. Ich behaupte sogar: Wer nach dem Prinzip der Suffizienz lebt, lebt glücklicher. Probieren Sie es aus.

Die Zeit ist reif
Mit Covid-19 zeigt sich wie unter einem Brennglas, wie schnell unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem an seine Grenzen stößt. Die Krise gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was mit den fatalen Folgen der Klimakrise, unseres Ressourcenverbrauchs und des Artensterbens auf uns zukommt. Doch gesellschaftliche Einstellungen haben sich geändert: Nachbarschaft und solidarisches Miteinander erfahren neue Wertschätzung. Städtische Erholungsräume gewinnen an Bedeutung, genau wie nachhaltige Mobilität: Fahrradläden blieben als Geschäfte des „täglichen Bedarfs“ geöffnet und Städte schufen kurzfristig neue breite Fahrradwege. Auch die Versorgung mit Produkten und Lebensmitteln aus der Region erscheint in neuem Licht. Und der Sommerurlaub findet in der Nähe statt – die Zahl der Passagierflüge in Europa lag im Juli nur bei einem Drittel des Vorjahresaufkommens. Jetzt gilt es, Bewährtes zu verstetigen: mit weniger Ressourcenverbrauch und einem guten Leben. Doch das geht nur mit den entsprechenden politischen Rahmenbedingungen. Es ist Zeit für eine konsequente Energiewende, den Kohleausstieg bis 2030 und den Ausbau der erneuerbaren Energien – mit Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger. Zeit für eine flächendeckende Mobilitätswende – mit sicheren und machbaren Alternativen zu Pkw und Flugzeug. Und Zeit für eine Abkehr vom „immer mehr“ – für eine Wirtschaft mit sicherer Arbeit, Teilhabe und Anerkennung im Rahmen unserer planetaren Grenzen.

Wissen heißt Handeln
Schonen wir das Klima und die Natur, schützen wir auch unsere Gesundheit. Wie eng unsere Gesundheitsrisiken mit dem Zustand des Planeten zusammenhängen, hat uns die Corona-Pandemie dramatisch vor Augen geführt. Naturschutz ist systemrelevant. Das Abholzen der Wälder, das Verfeuern von Kohle und Öl, die Verschmutzung der Ozeane – dies alles bringt unsere Erde mit ihrer biologischen Vielfalt an die Belastungsgrenze. Wir leben nicht nachhaltig, solange wir die Ressourcen von mehr als zwei Erden verbrauchen. Zum Glück kennen wir die Wege zu einem nachhaltigen Leben. Erschreckend bleibt, dass wir zu selten danach handeln. Kleiner Aufwand, großes Ergebnis: Der Wechsel zu Ökostrom dauert im Internet keine zehn Minuten. Trotzdem bezieht nur jeder vierte Haushalt in Deutschland seinen Strom aus Wind- und Sonnenenergie. Die erfolgreiche Energiewende ist der wichtigste Schritt zu einem nachhaltigen Leben. Doch es gibt dabei auch die unbequeme Wahrheit: Kein Wandel ohne Energieeffizienz. Der Energieverbrauch für das Heizen hat eine besonders hohe Bedeutung und daher ist die Modernisierung unserer Wohn- und Arbeitsgebäude ein wichtiger Schlüssel für ein nachhaltiges Leben. Ein bewusster und sparsamer Umgang mit Energie, Wasser, Lebensmitteln und Rohstoffen schont unseren Planeten – und verkleinert unseren Fußabdruck auf der Erde. Dabei kommt es auf jeden Einzelnen an. Wir müssen endlich unser Wissen in allen Lebensbereichen anwenden.

Klare Priorität
Nachhaltigkeit wird in gesellschaftlichen wie auch in politischen Kreisen als Label mit positiver Umweltkonnotation geführt. Bezogen auf das klassische Nachhaltigkeitsdreieck Soziales-Ökonomie-Ökologie kann allerdings nahezu alles als nachhaltig betitelt werden. Mit Nachhaltigkeit geht aber auch eine zeitliche Komponente einher: Es geht um die Zukunft. Es bleibt nicht viel Zeit, um dem Klimawandel durch Technologie, globale politische Entscheidungen und persönliche Einstellung in der breiten Masse die Stirn zu bieten. So müssten mit Nachhaltigkeit begründete Konzepte eher dem Teilaspekt der Ökologie nachkommen als denen der anderen beiden. Ja, damit meine ich auch dem sozialen Aspekt. Durch das plötzliche Aufkommen der Corona-Pandemie und deren direkte Wirkung auf die Gesundheit konnten Menschen gut auf eine gewisse Freiheit verzichten. Jetzt gilt es, diese aufmerksame Attitüde beizubehalten. Was heißt das nun für mein persönliches Leben? Es geht um ein gewisses Bewusstsein, das dringend in den Köpfen der Menschen verankert werden muss. Wenn man darauf achtet, nur so viele Lebensmittel zu kaufen wie nötig, spart man Wasser, Transportwege und industrielle Leistungen. Täglicher Fleischkonsum ist unnötig. Die Fleischindustrie trägt einen großen Teil der CO2-Emissionen bei. Ökologie muss neben Zeit und Ökonomie Teil privater Entscheidungsfindung sein.

Rettet Ihr Wechsel unser Klima?
Nachhaltigkeit ist in aller Munde – fragen auch Sie sich immer öfter, ob Sie das Auto stehen lassen oder das vegetarische Gericht in der Kantine wählen sollten? Diese kleinen Dinge sind ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft. Aber suchen wir nicht alle nach Lösungen, die mit wenig Aufwand einen großen Unterschied machen? Es gibt sie: Für den Wechsel zu Ökostrom wenden Sie zehn Minuten Ihrer Zeit auf, anschließend sparen Sie jährlich rund eine Tonne CO2 im Vergleich zu einem konventionellen Stromtarif. Ohne im Alltag aktiv daran arbeiten zu müssen, tun Sie damit dauerhaft etwas Gutes. Als Kunde von unabhängigen Ökostromanbietern lenken Sie Ihre monatlichen Ausgaben weg von Konzernen der fossilen Energiewirtschaft, hin zum aktiven Ausbau der erneuerbaren Energien: Bei den Bürgerwerken unterstützen Sie regionale Energiegenossenschaften, die im letzten Jahrzehnt mit unglaublich großem Bürgerengagement zu einem Treiber der Energiewende wurden. Rettet Ihr Wechsel allein unser Klima? Natürlich nicht. Ist damit Ihr persönlicher Atom- und Kohleausstieg geschafft? Auf jeden Fall! Und das fühlt sich richtig gut an. Wenn nicht nur Einzelne diesen Schritt gehen, sondern auch Freunde auf diesen Weg mitnehmen, werden Politik und Wirtschaft nachziehen müssen. Gemeinsam können wir viel mehr bewegen, als wir denken. Das erlebt unsere starke Bürgerwerke-Gemeinschaft jeden Tag. Machen Sie mit? https://buergerwerke.de

Tiere sind nicht nur Kreaturen, son- dern Lebewesen, deren Leben wir wie unser eigenes berücksichtigen müssen.

Ein Konto für alles
Es gibt eine starke Tendenz, diese Frage individuell zu beantworten – gerade in der „westlichen“ Gesellschaft, die auf Entscheidungsfreiheit des Einzelnen großen Wert legt. Aber ist das auch sinnvoll? Die Welt kann nicht warten, bis alle Menschen durch Zauberhand ihr Leben individuell nachhaltig gestalten. Politik sollte immer die Schaffung von Rahmenbedingungen sein, die es dem Einzelnen nahelegen, ein gemeinwohlorientiertes Leben zu führen. Bisher sind wir daran gewöhnt, dass Geld eine Hauptrolle in unserem Leben spielt: Leben, Konsumieren, Vermögen aufbauen. Warum sollte unser ökologischer Fußabdruck nicht diese Rolle einnehmen können? Es wäre angemessen und zeitgemäß. Es wäre doch vorstellbar, dass die Weltgemeinschaft eine gerechte maximale Größe für den ökologischen Fußabdrucks eines Menschenlebens festlegt. Alle Produkte erhalten automatische Kennzahlen für CO2 und andere klimaschädliche Stoffe. Bei der Geburt erhält jeder Mensch eine Art Scheckkarte mit einem Lebenskonto aller klima- und umweltschädlichen Stoffe. Diese Scheckkarte kann für jeden Einzelnen zum schönen Hobby werden. Bei jedem Kauf, bei jedem Abonnement wird neben der Geldfunktion auch der ökologische Fußabdruck „heruntergerechnet“. Natürlich sollte man ein Spaß machendes Motivationsprogramm ergänzen – eine Leichtigkeit für heutige Software-Entwickler.

Keine Alternativen
Vergessen wir einmal die Fahrt mit dem Fahrrad zur Arbeit, den Einkauf beim Bio-Bauern, die ökologisch vorbildliche Urlaubsfahrt mit der Bahn und den Vorsatz, weniger Fleisch zu essen. Dies ist alles richtig und wichtig und natürlich auch nachhaltig. Aber diese individuellen Maßnahmen lenken möglicherweise sogar ab vom eigentlichen Ziel, dem wir uns als Gesellschaft widmen müssen: den CO2-Ausstoß so schnell wie möglich zu verringern und noch deutlich vor 2038, dem Jahr des „offiziellen“ Kohleausstiegs, auf null zu bringen – und zwar nicht nur im Energiesektor. Der Dürresommer 2018, die Hitze 2019, die Wasserknappheit in einigen Dörfern 2020 – all das hat gezeigt, was auf uns in Deutschland in den nächsten Jahren zukommen wird. Wir werden wesentlich häufiger mit Dürreperioden rechnen müssen – die noch dramatischer werden – die Temperatur wird noch weiter ansteigen, die Land- und Forstwirtschaft vor riesige Probleme gestellt. Das, was uns die Klimakrise abverlangt, ist kein Spaziergang. Die Transformation unserer Gesellschaft von einer kohlenstoffbasierten zu einer kohlenstofffreien wird eine Menge Geld kosten, es wird auch nicht ohne Verzicht gehen, aber es gibt keine Alternative dazu. Das müssen wir endlich begreifen. Sollten wir das schaffen und damit die Erderwärmung auf maximal zwei Grad begrenzen, dann können wir wirklich von Nachhaltigkeit reden. Die Lösungen liegen dafür auf dem Tisch – seit Jahrzehnten.

Wandel mit Weitsicht
Nachhaltig leben ist kompliziert, weil leben kompliziert ist. Will man sich verbessern, darf man sich nicht im Detail verlieren, sondern muss bei den wesentlichen Stellschrauben ansetzen. Mit 20 Prozent Anteil beeinflusst Mobilität unsere CO2-Bilanz stark, nur der allgemeine Konsum wiegt mit 42 Prozent noch schwerer. Wie also nachhaltig mobil sein? Schreitet der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland wie geplant voran, verursacht ein heute angeschafftes Elektroauto über seine gesamte Lebensdauer inklusive Herstellung und Entsorgung 15 bis 30 Prozent weniger CO2-Emissionen als ein vergleichbarer konventioneller Pkw. In der Nutzungsphase schneiden E-Autos noch besser ab, die Herstellung ist allerdings aufwendiger und der Rohstoffbedarf höher als bei konventionellen Pkw. Daher verursachen E-Autos auch höhere Emissionen giftiger Stoffe – und zwar hauptsächlich in Ländern mit geringerem Einkommenslevel und niedrigen Umwelt- und Sozialbedingungen, in denen Rohstoffabbau und Komponentenherstellung stattfinden. Dies bedeutet, dass wir uns beim Ausbau der Elektromobilität auch um eine Verbesserung dieser Bedingungen bemühen müssen, insbesondere durch die gesetzliche Verankerung unternehmerischer Sorgfaltspflichten. Es bedeutet aber auch, dass wir nicht nur einen höheren Anteil an E-Pkw brauchen, sondern auch insgesamt weniger und kleinere Autos. Hilfreich dafür ist eine geeignete Stadt- und Infrastrukturplanung mit Fokus auf den ÖPNV.

Innerer Antrieb
Es sind kurze Momente, in denen man den inneren Widerstand überwinden muss, um den Wasserhahn oder die Heizung nicht unnötig laufen zu lassen. Es sind kleine Situationen, in denen wir unser Verhalten anpassen können und müssen, um einen nachhaltigeren Lebensstil in unserem Leben zu etablieren. Und es ist der Wille, sich über Nachhaltigkeit zu informieren.

Kleine große Schritte
Nachhaltig leben heißt zuallererst, seinen eigenen Alltag nachhaltig zu gestalten. Da wir wegen der Kinder nicht auf ein Auto verzichten können, haben wir uns vor einigen Jahren für ein Hybridfahrzeug entschieden. In der Stadt sind wir leise und größtenteils elektrisch unterwegs. Wir sind auch nicht auf die wenigen Ladesäulen in der Stadt angewiesen, da unser Auto den Strom selbst erzeugt und speichert. Toll wäre es, wenn diese Autos nicht von Generation zu Generation größer werden, Parkplätze wachsen schließlich auch nicht mit.

Zusammen mehr bewegen
Wir bei POLIBOY glauben schon seit vielen Jahren daran, dass wir als Teil der Weltgemeinschaft etwas bewegen müssen, damit unser Planet für die nachkommenden Generationen lebenswert bleibt. Ebenso lange arbeiten und forschen wir an einer nachhaltigen Produktion, die erstklassige Produkte hervorbringt und gleichzeitig unsere schöne Welt nicht belastet. Werte erhalten statt wegwerfen und pflegen statt erneuern – das ist die DNA unseres Wirkens bei POLIBOY. Mit unseren Pflegeprodukten sorgen wir nicht nur für langanhaltenden Schutz von Möbeln und Oberflächen: Jeder kann sich mit unseren Produkten seinen persönlichen Wohlfühlort schaffen und zugleich einen Teil zur Ressourcenschonung beitragen. Nur die Kreislaufwirtschaft im wörtlichen Sinne versetzt uns in die Lage, nachhaltig zu wirtschaften und damit unseren Beitrag zu einem nachhaltigen Leben zu leisten. Seit 2008 führen wir daher Bio-Reinigungsmittel in konsequent nachhaltiger Qualität, die zu 100 Prozent auf natürlichen Wirkstoffen basieren, mit Flaschen aus 100 Prozent Recyclat und einer Nature Care Product Zertifizierung. Diese Produkte sind zudem klimaneutral, das heißt, wir berechnen in Zusammenarbeit mit Climate Partner die Emissionen der Produkte und gleichen sie über ein Klimaschutzprojekt in Ghana aus. Auf diese Weise möchten wir die Verbraucher anregen, etwas für ihr Zuhause zu tun und gleichzeitig auch für unsere schöne Welt – denn nur gemeinsam können wir etwas bewegen.

Falscher Überfluss
Jedes Jahr fallen Tonnen von vernichteten Lebensmitteln an. Und obwohl die Anzahl der Einpersonenhaushalte zunimmt, sind die meisten verpackten Lebensmittel für Großfamilien dimensioniert. Da bleibt manches übrig und man muss es, der eigenen Gesundheit zuliebe, entsorgen. Aber sind nicht in Wirklichkeit Handel und Industrie für die Verschwendung verantwortlich? Im Supermarkt kommen Zweifel auf, ob all die Lebensmittel wirklich beim Verbraucher ankommen. Meines Erachtens ist das Überangebot fast identischer Lebensmittel weniger Großkonzerne schuld an der Essensvernichtung. Ich selbst bin alt genug, um mich an Milchgeschäfte, Bäcker und Metzgereien zu erinnern, die ein klar definiertes, qualitativ gutes Angebot vorhielten. Was man dort mit Bedacht kaufte, wurde nicht weggeworfen. Das Überangebot jedoch suggeriert Beliebigkeit und spricht dem Lebensmittel jeglichen Wert ab. Wie konnte sich eine solche Übermacht der global operierenden Fressindustrie etablieren? Essen muss man eben.

Alle für alle
Der Wandel zu einer Gesellschaft, die die Grenzen des Planeten akzeptiert, verlangt große Veränderungen. Die Reduzierung von Treibhausgasen Richtung Null in 2050, eine umfassende Kreislaufwirtschaft oder Investitionen in die Stabilität der Ökosysteme gehören zu einer solchen Transformation. Wohlstandsproduktion muss vom Umweltverbrauch entkoppelt werden. Dafür müssen Energie-, Industrie-, Infrastruktursysteme umgebaut werden. Ohne Politik und Wirtschaft sind solche Veränderungen undenkbar. Doch in diesem Veränderungsprozess tragen wir alle (Mit-)Verantwortung, die wir nicht einfach auf Politik und Wirtschaft abschieben sollten. Wie und was wir konsumieren, kann erstens Nachhaltigkeit unterstützen oder untergraben: Hoher Fleischkonsum ist klima- und gesundheitsschädlich. Das Drittel unserer Nahrungsmittel, das wir quasi aus dem Kühlschrank in den Müll werfen, belastet unter anderem Böden und Biodiversität. Wir haben die Wahl zwischen Spritfressern, Elektromobilen, Fahrrädern. Zweitens sind es wir Bürgerinnen und Bürger, die wählen, sich äußern und organisieren können: für Umweltbelange, für Klimaschutz, für eine nachhaltige Gesellschaft. Drittens geht es bei Nachhaltigkeitstransformationen auch um einen kulturellen Wandel. Bessere Lebensqualität steht im Zentrum, lebenswerte und menschenzentrierte Städte, weniger Lärm, saubere Luft, Artenreichtum und der Schutz vor Klimawandelfolgen – eine gesunde Umwelt, die allen gut tut.

Nachhaltigkeit braucht Konsequenz
Wer sich dafür einsetzt, von Menschen gemachte Fehler zu beheben, die ein langes Miteinander von Mensch und Natur behindern, der kann durch entschiedenes Handeln zum nachhaltigen Leben beitragen. Am Beispiel der Mobilitätswende sehen wir dagegen nur einen Kleckerkurs. Die Bundesregierung beschließt die Förderung der Elektromobilität im Zuge der Corona-Krise und gibt dafür viel Geld aus. Gleichzeitig hält sie aber an der Subvention von Dieselkraftstoff fest. Den Roll-out der Ladeinfrastruktur schiebt sie dagegen auf die lange Bank. Das ist inkonsequent. Wer also ein E-Auto hat, kann nicht sicher sein, ob er überall komfortabel laden kann. Zudem lässt die zügige Umsetzung der von der EU beschlossenen Rahmendaten für den Neubau von Wohnhäusern, die standardmäßig mit Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge versehen sein sollen, auf sich warten. Das steht im Widerspruch zum Umweltpaket, welches alle Bundesministerien mitverantworten. Hinzu kommt: Käufer von Plugin-Hybrid-Fahrzeugen erhalten beim Erwerb einen hohen Staatszuschuss, der den Umstieg auf E-Autos erleichtern soll. Doch daran gibt es große Zweifel. Zu oft liegt das Ladekabel für den E-Antrieb originalverpackt im Kofferraum, weil der Wagen nur wegen der Prämie erworben wurde. All diese Widersprüche verhindern weitere Veränderungen. Es geht zu langsam mit der Mobilitätswende, die verbunden ist mit der Energiewende. Dafür braucht es ein gemeinsames Konzept.

Licht an, Licht aus
Ich muss mir überlegen, was ich wann nutzen möchte und wie lange. Und wenn ich damit fertig bin, habe ich auch alles ausgeschaltet, was ausgeschaltet werden soll. Ich ärgere mich über mich selbst oder meine Familienangehörigen am meisten, wenn ich zum Beispiel in ein leeres Zimmer komme, in dem das Licht noch brennt.

Nachhaltig leben bedeutet Gutes vorleben
Bedenke bei allem was Du tust, ob Du Deinem Vorsatz \"Nachhaltig leben bedeutet Gutes vorleben\" treu bleibst.
Claudia Kemfert, Leiterin Energie, Verkehr, Umwelt, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)