
Wer hat noch Zeit?
Die Zeit ist DAS Trendthema der Medienlandschaft. Anlass für uns, Sie danach zu fragen, in welchen Berufen, Situationen oder Lebensphasen dem Menschen noch Zeit zur Verfügung steht?

Die ewige Suche
Ich versteh die Frage nicht. Wir sind alle so ungefähr 16 Stunden am Tag wach, oder? Geht wahrscheinlich darum, dass wir alle länger arbeiten. Oder mehr und mehr Zeit in den Untiefen des Webs verloren geht? Ich bin in beiden Fällen keine Ausnahme. Dem Lebensstil aus meinen 20ern – eigener Chef, ausschlafen, um die Welt reisen und mit ein paar Schachturnieren ein bisschen Geld verdienen – habe ich abgeschworen und verbringe den Großteil meiner Zeit in einem Büro. Internet-Startup, Schachwebsite. Ok, vermutlich relativ normal, ab 30 „seriös“ zu werden und sich verstärkt dem Broterwerb zu widmen. Ich war gerade zwei Wochen in Thailand auf einem Schachturnier – so viel Zeit muss sein! – und ein weiser Mann hat mir dort das Leben so erklärt: „Wenn man jung ist, hat man Energie und Zeit, aber kein Geld. Dann fängt man an zu arbeiten, hat noch Energie und jetzt etwas Geld, aber keine Zeit. Im Alter hat man Geld und Zeit, aber keine Energie. Dazwischen kommt die Midlife Crisis: keine Zeit, kein Geld, keine Energie!“ Ist Zeit jetzt wichtiger als Energie und Geld? Keine Ahnung. Will immer das, was ich nicht hab. Und kenne genug Leute mit Zeit und Geld, die auch nicht glücklich sind. Zeit mit Nichtstun zu verbringen macht auch nur so mittel viel Spaß. „Im Moment leben“ und „sinnstiftende Arbeit ist das größte im Leben“ hab ich gelesen. Ob Schach jetzt so viel Sinn stiftet, wer weiß. Ich verbring meine Zeit immer noch gerne damit.

Gestalter haben mehr vom Leben
Wenn man ein Kind beim Spiel beobachtet, fällt einem auf, mit welcher Hingabe es sich einer Sache widmen kann, denn der Zeitfaktor spielt meist noch keine Rolle. Das ändert sich schnell. Die Schulzeit und später Studium oder Lehrjahre werden mit zu Lernendem innerhalb einer begrenzten Zeitspanne verbracht. Steht man danach im Beruf, gilt es, sich dort in seiner freien Zeit weiterzubilden. Daneben möchte man auch Zeit mit dem Partner oder der Familie haben. Die Wahrnehmung verfließender Zeit durch Tag und Nacht, durch den Wechsel der Jahreszeiten, durch das Älterwerden geschieht durch unsere Sinne und vielleicht ist die existenziell so aufgeladene Bedeutung der Zeit erst mit der Erfindung der Uhr zu einem Stressor geworden, der uns das Gefühl gibt, immer zu wenig Zeit zur Verfügung zu haben. Was wäre denn, wenn ich mich aus aller Planbarkeit herausziehe? Ehrlich gesagt, würde mir das nicht gefallen. Vielleicht ist das alles nur eine Frage der Perspektive, ob ich Zeit als ein „Haben“ oder als ein „Verfließen“ empfinde. Ich muss dem Trend der Schnelligkeit und Gleichzeitigkeit nicht folgen, wenn ich den Wert eines strukturierten Tages erkannt und schätzen gelernt habe. Die Begrenzung der Zeit, die uns durch den Lauf der Natur vorgegeben ist, macht auch den Reiz der Lebensgestaltung aus. Auf die Frage „Wer hat noch Zeit?“ müsste also geantwortet werden: derjenige, der sich selbst als Gestalter seiner Zeit begreift!

Schopenhauer weiß es
Auch im Alter fühle ich mich nicht auf der (Zeit-)Verliererspur. Die Verteilung meiner Zeit auf Wissenschaft, Musik, Politik, Freundschaft und Verwandtschaft fällt mir leichter als wäh- rend der Phase der Berufstätigkeit. Klar fühlt sich Zeit im Alter anders an, sie vergeht schneller als in der Jugend. „Warum“ – fragt Schopenhauer in seinen Aphorismen zur Lebensweisheit – „erblickt man im Alter das Leben, welches man hinter sich hat, so kurz? Weil man es für so kurz hält, wie die Erinnerung desselben ist. Aus dieser ist nämlich alles Unbedeutende und viel Unangenehmes herausgefallen, daher wenig übriggeblieben.“ Zeiterleben mit Erinnerungsfähigkeit in Verbindung zu setzen ist genial. Das macht Zeit im Alter knapp – was übrigens mit „allgemeiner Beschleunigung“ herzlich wenig zu tun hat. Es gibt moderne Zeitdiebe, mit denen die Generationen unterschiedlich umgehen – neue Medien, soziale Netzwerke; da sind wir Älteren mal auf der unterlegenen, mal auf der überlegenen Seite. Es kommt wirklich alles auf die Zeitkultur an – und diese zu ermöglichen und zu ermutigen ist ein Kernanliegen der Zeitpolitik. Wir sollten dafür sorgen, dass Menschen über ihre Zeit je nach Geschlecht und Herkunft, nach ihrer Lebenslage und Lebensweise selbst bestimmen können und dass sie individuell und gemeinsam zu selbstbestimmtem Zeitgebrauch und zu Widerstand gegen Zeitdiebstahl befähigt werden.

Keine Ausreden gelten lassen
Wenn wir sagen „Ich habe keine Zeit gehabt“, meinen wir fast immer, dass wir sie uns nicht genommen haben. Wenn wir bewusster mit der verfügbaren Zeit umgehen, uns insbesondere mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge nehmen, dann werden wir auch seltener sagen müssen, dass wir keine Zeit haben.

Andere Länder, anderes Zeitmanagement
Als Professorin reise ich zu Feldforschungen mit eigenem Zeitmanage- ment im Gepäck. Semesterzeiten, Finanzen, Flugpläne: Solche Zwänge stecken den zeitlichen Rahmen ab, und am Ende soll ich ja daheim Greifbares berichten. Manchmal werde ich dann ungeduldig, wenn die Zeitorganisation meiner Interviewpartner so gar nicht zu meinen Plänen passt. In nordghanaischen Dörfern zum Beispiel sollte man Gespräche möglichst erst nach der harten Feldarbeit am Morgen führen, aber noch ehe sich der erschöpfte Bauer zum Markt aufgemacht und das wohlverdiente Hirsebier seine Wirkung getan hat. Auch wird niemand einfach so über die Dorfgeschichte sprechen, selbst wenn er gerade Zeit hätte. Die Höflichkeit gebietet mindestens zwei Besuche: einmal zum Grüßen und Verabreden, dann zum eigentlichen Gespräch. Wenn beim zweiten Termin aber eine Beerdigung zu begehen ist, muss ich mich noch ein drittes oder viertes Mal auf den Weg machen. Und in der Trockenzeit gibt es fast immer irgendwo eine Beerdigung. Das Zeitmanagement von Bürokraten und Politikern in der Stadt ist nicht einfacher. Auch hier kann man nicht mit der Tür ins Haus fallen, der Kalender ist eng getaktet. Manchmal komme ich nach endlosem Verkehrsstau im Büro an, nur um zu erfahren, dass der Gesprächspartner eben zu einem unvorhergesehenen Termin eilen musste. Gelegentlich ist das eine Ausrede, aber mir haben Informanten auch schon auf dem Weg zu meinem Rückflug Interviews gegeben.

Berufung größer Beruf gleich Freizeit
Montags um zehn auf dem Balkon frühstücken, einmal im Monat verreisen, nur Dinge tun, auf die man auch Lust hat. Klingt paradiesisch, ist aber einfach, wenn man einen Beruf wählt, der sich nicht wie Arbeit anfühlt, der Unabhängigkeit schafft und den man selbstbestimmt ausführen kann. Als ich vor ein paar Jahren einen Party- und Streetstyle-Blog gründete, hatte ich keinen großen Plan oder Hintergedanken, was daraus werden würde. Dennoch, er schlug sofort ein. Fast über Nacht fanden sich viele Leser, Magazine wollten meine Fotos kaufen, große Marken mit mir kollaborieren. Schnell erkannte ich, was ich nie zuvor für möglich gehalten hätte – ich konnte meinen Beruf mittels eines Blogs meinen Interessen genau anpassen. Noch mehr als Fotos machen liebte ich Reisen und startete einen Reiseblog für Frauen. Dieser verbucht mittlerweile über eine halbe Million Hits im Monat und wir werden in alle Herren Länder eingeladen, um über diese zu berichten. Das Internet ist wie ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Währung ist Ambition. Sie ist die einzige Investition, die man tätigen muss, um hier etwas zu erreichen. Ein Job im Netz bedeutet in der Regel selbstbestimmte Arbeitszeiten und Ortsunabhängigkeit. Und seien wir mal ehrlich – fühlt sich Arbeit noch wie Arbeit an, wenn man sie in einer Hängematte mit Meerblick verrichtet?

Macht kaputt, was ...
Studenten hätten noch Zeit. Wenn sie sich nicht so von Regelstudienzeit und irgendwelchen Wirtschaftsfuzzis ins Bockshorn jagen lassen würden. Nieder mit der „Regelstudienzeit“ – wer macht diese Regel überhaupt? Lobbyismusgeprägte Politiker. Neoklassische Alles-muss-wachsen-Philosophie zwingt den Mensch zur Eile. Macht euch frei davon, dann habt ihr auch Zeit!

Sinnvoll investieren
Zeit ist das, worüber Strafgefangene im Überfluss verfügen, und so stellt sich die Frage, wofür sie die Zeit sinnvoll nutzen können. Um es vorwegzusagen: Zeit dient im Strafvollzug leider immer noch viel zu wenig der Resozialisierung. Trotzdem gelingt es bereits heute, dass die Mehrheit der Entlassenen entweder „geringfügiger“ oder gar nicht mehr straffällig wird. Doch mehr ist möglich: Jede intensive Betreuung, die eine sinnvolle Nutzung von Zeit ermöglicht, bedeutet einen Zugewinn an Sicherheit während und nach der Haftzeit. Jede verhinderte Straftat birgt keine Opfer und verursacht erheblich weniger Kosten als der Strafvollzug. Derzeit werden die Strafen viel zu statisch verhängt und gehandhabt. Die Strafzeit sollte aus einem festen Sühneteil und einem erfolgsabhängigen, flexiblen Resozialisierungsteil bestehen. Diese Zweiteilung der Haftstrafe ist im Strafgesetzbuch leider so nicht verankert. Gefangene sollten ihre Haftzeit dazu verwenden, sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen und an therapeutischen Behandlungsmaßnahmen teilzunehmen. Wenn die Sühnezeit abgelaufen ist und der Gefangene die Zeit genutzt hat, um eine gute Sozialprognose zu erhalten, sollte er entlassen werden können. Denn bei entsprechend guter Prognose ist eine Inhaftierung eher kontraproduktiv. Ich bin überzeugt, dass dadurch der Strafvollzug erfolgreicher als bisher gestaltet werden kann und dadurch insgesamt an Bevölkerungsakzeptanz gewinnt.

Zeit ist Honig
Der Mensch hat Zeit. Er muss nichts dafür tun. Täglich kommt neue nach. Er muss aber etwas tun, um keine Zeit zu haben. „Zeit ist Geld“ – Benjamin Franklins Erfolgsformel aus seinen „Ratschlägen an einen jungen Kaufmann“ – steht dagegen für die hektische und maßlose Suche nach mehr Tempo und immer mehr Geldund Güterwohlstand. „Verschwende weder Zeit noch Geld, sondern mach das Beste aus beidem“, mahnt dieser in seinem Traktat. Was aber, wenn das Beste gar nicht in Geld verrechen- bar ist? Was, wenn „Time“ nicht „Money“, sondern „Honey“ wäre? Dann hätten die wichtigsten Dinge und Zeiten des Lebens keinen Preis, wäre die Zeit, was sie ja auch ist, ein Lebens- und kein Zahlungsmittel. Die Zeiten der Liebe, der Freundschaft, des Genusses und des Geschmacks, die Luft, die Sonne, das Wetter, das Vertrauen, die Zuneigung und viele andere Zeiten mehr, sie alle sperren sich gegen ihre Verrechnung in Geld. Folgt man den „Zeit-ist-Geld“-Imperativen wird die „Liebe auf den ersten Blick“ zur Zeitsparstrategie, die Tiefkühlpizza zur Familienmahlzeit und der Klappentext zum Ersatz für die zeitaufwändige Romanlektüre. Wer in der Zeit ein monetäres Gut sieht, wird blind für die Farben und taub für die Töne der Zeiten, wird diese weder schmecken noch genießen können. Es ist Zeit, die Zeit aus ihrer Umklammerung durch das Geld zu befreien, um ihr ihre honigsüßen Qualitäten wiederzugeben.

Zurück zu den Anfängen
Wer hat noch Zeit? Bei dieser Frage musste ich augenblicklich an den Klassiker „Momo“ von Michael Ende denken und an die grauen Männer, die die Zeit stehlen. Ich denke, dieser Roman ist eine wunderbare Metapher für den heutigen Umgang mit der Zeit. Geht man etwa in ein Schulzentrum, so sieht man, wie die Kinder bei schönem Wetter in der Pause fröhlich auf dem Schulhof spielen. Betrachtet man aber die Mittelstufe, fällt auf, dass kaum welche auf dem Schulhof sind; viele sind im Gebäude, reden oder machen Hausaufgaben. Doch wo ist die Oberstufe? Die sind allesamt im Gebäude, machen Hausaufgaben, lernen, nur um am Nachmittag noch ein wenig Zeit zuhause zu haben. Mit zunehmendem Alter verlässt nicht nur die Energie unseren Körper, sondern auch die Zeit – erst schnell und dann immer langsamer. Wieso kann sich nicht jede Person auf dieser Welt etwas von den Kindern abschauen? Wir leben in einer solch ernsten Welt ohne Zeit, nur weil wir uns vormachen, dass wir uns mehr auf die Arbeit konzentrieren müssen. Spaß? Nur wenn man Zeit hat! Ich sage nur: Versucht ein Kind zu sein! Geht hinaus und seid Momo! Die grauen Männer, der Alltag, soll euch nicht davon abhalten, mal etwas anderes zu tun, etwas, was vielleicht Spaß machen könnte! Denn die einzigen, die heute noch Zeit haben, sind Kinder. Deshalb sollte man das Kindliche, sei es auch noch so klein, immer in sich bewahren.

Nehmt euch die Zeit!
Zeit ist für einen Selbstständigen immer knapp und deshalb ein kostbares Gut. Trotzdem habe ich mir letztes Jahr die Zeit genommen, an der Triathlon-Veranstaltung DATEV Challenge Roth teilzunehmen. Ich wollte wissen, was die Athleten fühlen, wenn sie über den berühmten Solarer Berg fahren, wollte das Rennerlebnis und die besondere Challenge-Atmosphäre endlich einmal selbst spüren. Ja, ich wollte auch einmal Athlet sein und nicht „nur“ Veranstalter. Das war natürlich mit einem sehr hohen Trainingsaufwand verbunden, denn Triathlon besteht ja aus drei Sportarten: Schwimmen, Radfahren und Laufen. Dabei ist die Organisation des Events, immerhin des weltgrößten Triathlon-Wettkampfs auf der Langdistanz, längst zum Ganzjahresprojekt geworden. Vor allem in den letzten Wochen vor dem Rennen – also genau dann, wenn am meisten trainiert werden muss – steuern auch die Vorbereitungen für den Wettkampf auf ihren Höhepunkt zu. Seither weiß ich, was eine echte Doppelbelastung ist. Aber wenn man einigermaßen strukturiert ist und ein gutes Team hinter sich hat, findet man auch die Zeit – man muss es nur wollen. Jedenfalls bin ich glücklich darüber, mir die Zeit genommen zu haben. Im Nachhinein kann ich sagen: Mit dieser Erfahrung habe ich mir selbst ein wunderbares Geschenk gemacht. Denn ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Für mich war dieser „Time-Out“ Luxus pur!

„Willst du was gelten, mach dich selten!“ Stets tun, als hätte man keine Zeit. Und so verbauen wir uns oft genug die Chance auf schöne gemeinsame Momente.

Arbeit frisst Leben
Die Zeit, in der ich Zeit hatte, ist eben zu Ende gegangen: ein ganzes Jahr, in dem ich mich nicht frühmorgens aus dem Bett schälen musste, nur um den Weg zu einer Arbeit anzutreten, die ich schon lange nicht mehr machen wollte. Dank Arbeitslosengeld I war das möglich. Ich sehe die Leser vor meinem geistigen Auge schon aufstöhnen – aber ganz so schwarz-weiß, wie die Sache nach den ersten Sätzen aussieht, ist sie nicht. Wer mich verstehen will, sollte meine Geschichte kennen: Fast zehn Jahre lang habe ich für eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland als Sozialpädagoge mit schwer erziehbaren Jugendlichen gearbeitet. Statt Nächstenliebe und Hingabe für die Kids standen vor allem Karrierestreben und KollegenHickhack auf der Tagesordnung. Das hat mich so schwer belastet, dass ich schließlich meinen Kompass neu ausrichten musste. Ein Sabbatical ist bei den Löhnen in unserem Sektor nicht finanzierbar – also habe ich eine einvernehmliche Kündigung mit meinem damaligen Chef ausgehandelt: Er war endlich den ewigen Störenfried los und ich konnte mich mit 60 Prozent meiner Bezüge ein Jahr lang neu orientieren. Ich bin viel gereist und habe endlich wieder gesehen, dass man auch anders leben kann. Mittlerweile habe ich meinen neuen Job bei einem freien Träger angetreten – mit Kollegen, denen es wie mir um die Kids geht und einem Klima, in dem sich auch lange Arbeitstage nicht nach verschenkter Lebenszeit anfühlen.

Entscheide selbst
Die Peitschen der modernen Sklaven sind Uhren und Terminkalender. Dies mündet in dem verbreiteten Gefühl, in der heutigen Arbeits- und Freizeitwelt keine Zeit zu haben. Wir haben zudem ein reichhaltiges und verführerisches Angebot an Zeitfressern, wie Fernseher und Smartphone-Apps. Allerdings leben wir nicht mehr im 19. Jahrhundert, als viele Menschen von den „Industriellen“ noch in 14-Stunden-Schichten ihrem baldigen Ende zugetrieben wurden. Es bleibt daher auch jedem selbst überlassen, ob er sich dem Gefühl, keine Zeit zu haben, hingeben will – oder eben nicht.

Wir schenken Zeit
Zeit ist sicher eines der kostbarsten Güter unserer Gesellschaft. Vor allem die eigene Freizeit, die man mit der Familie und Freunden verbringt. Doch leider gibt es wahre Zeitfresser, die vielen Menschen die wenigen freien Stunden klauen. Dazu gehört sicherlich auch die jährliche Einkommensteuererklärung: Durch Quittungen und Belege wühlen, alle Unterlagen sortieren, die richtigen Anlagen auswählen, alle Angaben in die korrekten Zeilen setzen und ans Finanzamt schicken. Millionen von Steuerzahlern sitzen vor allem im Mai am Esstisch, raufen sich die Haare – und verlieren dabei kostbare Freizeit. Das muss nicht sein. Denn in deutsch- landweit rund 3.000 Beratungsstellen der VLH erstellen wir Steuererklärungen, damit sich unsere Mitglieder entspannt zurücklehnen und die dadurch gewonnene freie Zeit genießen können. Und wir schenken nicht nur Zeit, sondern auch Sicherheit. Das ganze Jahr über sind wir für unsere Mitglieder im Rahmen unserer gesetzlichen Beratungsbefugnis nach § 4 Nr. 11 StBerG da, machen die Steuererklärung und prüfen darüber hinaus auch den Steuerbescheid. Im Zweifel legen wir Einspruch ein und ziehen sogar vor das Finanzgericht. Das alles, damit unsere Mitglieder mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens haben. Sei es, mit den Kindern ein Eis essen zu gehen, bei einer Tasse Tee ein spannendes Buch zu lesen oder ein Wochenende in den Bergen zu verbringen. Die wenige freie Zeit, die wir haben, ist kostbar und sollte in vollen Zügen genossen werden.

Aphorismen über mehr Lebensqualität “Mein Atem fließt in feinem rhythmischem Strom er füllt meine Glieder mit göttlicher Macht ich trank das Unendliche wie eines Riesen Wein Zeit ist mein Drama - oder mein Festzugstraum” (Auszug aus der deutschen Übersetzung des Gedichtes “Transformation” des indischen Philosophen und spirituellen Lehrers Aurobindo Ghose) “Zeit ist mein Drama - oder mein Festzugstraum”- das sage ich mir, wenn ich glaube, dass meine Zeit zu schnell verrinnt – und es hilft! Verbringe ich meine Tage, Stunden mit Grübeln? Mit Sich- sorgen oder Sich-ärgern (das alles tue ich mir ja selber an...)? Lieber meinem Bauchgefühl folgen, als auf der Suche nach einer Lösung allzu lange herumzudenken, abzuwägen... Und positiv denken, wenn einmal etwas nicht klappt – die Situation als Lernprozess sehen und abhaken. Mit jedem Atemzug werde ich älter – wie kostbar ist mir mein Leben? Und Atem ist Leben! Genieße ich wärmende Sonnenstrahlen – aber wirklich!? Schmecke ich genüsslich mein tägliches Frühstück - immer wieder neu? Oder schlinge ich hastig mein Mittagessen hinunter, in Gedanken bereits mit meinem nächsten Projekt beschäftigt? Während Geschäftsessen bin ich, soweit wie möglich, die Fragende, damit ich meine eigene Mahlzeit genießen kann... Zeitmanagement bedeutet: Loslassen – immer wieder neu, wenn ungeplante Prioritäten auftauchen: das kranke Kind, ein dringender zu bearbeitender Auftrag, der unaufschiebbare Zahnarztbesuch... Lieber Experten bezahlen für Arbeiten, für die ich selber bedeutend mehr Zeit benötigen würde um damit “Zeit für das Wesentliche” zu schaffen, für das, was ich gut kann und tun möchte - (Zeit = Geld, und muss erst einmal verdient werden - Frage: nutzen Reiche Ihre Zeit besser??) Auf jeden Fall: NIE, nie, nie drängen lassen- und vor allem: weiteratmen ...! PS: Schon einmal aufgefallen? Vor Weihnachten sprechen die meisten Menschen schneller...

Zeit, die hat eigentlich Jeder und immer - man muss sich diese nur nehmen. Macht man sich das bewusst, so liegt das Zeit-Management heutiger Zeit Jedem selbst in der Hand. \"Pausen zu machen ist ein absolutes \"Muss\" - nur so kommt man weiter, man mag es kaum glauben. Doch sich auch selbst genügend Zeit beim Pausieren zu geben, das bringt Einen noch viel, viel weiter, wie ich es heute beobachten durfte.\"

Zeit haben wir doch alle gleich viel: 24 Stunden am Tag. Es muss an was anderem liegen. Vielleicht fehlt manch einem der Mut, nein zu sagen zu dieser oder jener Zumutung. Oder man genießt das Lamentieren, weil es in fremden Ohren so schön nach Tatkraft klingt. Oder man plant schlecht. Andererseits: Wer den lieben Gott zum Lachen bringen will, macht einen Plan. Zeit hat also der mutig planlose, selbstbejahende Neinsager, dem die Anderen wurscht sind. Soweit die Theorie. Praktische Umsetzung folgt im nächsten Leben.

Die Uhr tickt unaufhaltsam. Allerdings verliert Zeit für mich zunehmend ihre Bedeutung je mehr es mir gelingt, Erfüllung in meinen beruflichen und privaten Lebensbereichen zu finden, je häufiger ich mich daran erinnere den Augenblick wahrzunehmen und Gleichmut zu entwickeln wenn das Leben stressig wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Zeit, die ich in mich investiere, sei es für Meditation, Yoga, Sport oder ähnliches mir ein Gefühl von viel Zeit gibt, auch wenn es objektiv betrachtet nicht so ist.

Zeit hat, wer Zukunft als freien Gestaltungsraum ansieht und sie nicht mit technischem Fortschritt verwechselt, wer keine Angst vor Langsamkeit hat, wer Ruhe und Bewegung in ein freies Gleichgewicht bringen und den Moment achten kann. Zitat - \"Hätte die Welt eine Bremse, ich würde sie ziehen\". Rocko Schamoni in \"Tag der geschlossenen Tür\".

So wie es aussieht, hat heutzutage niemand mehr Zeit: Rentner drängeln an der Kasse vor, weil sie es eilig haben. Studenten müssen studieren und jobben. Wer kleine Kinder hat, hetzt der Zeit ständig hinterher. Ein Vollzeitjob beschäftigt einen eben voll. Dann bleibt niemand mehr übrig. Das kann doch nicht wahr sein! Der Tag ist lang! Da kann man viel hineinpacken nach dem Motto „Carpe diem“. Wenn man also keine Zeit hat, dann ist das nur eine etwas nettere Art zu sagen, dass man sich keine Zeit nehmen will. Es gibt immer die Möglichkeit, sich Zeit frei zu schaufeln, für Dinge, die einem wichtig sind. Aber auch für unwichtige Dinge sollte man sich manchmal Zeit nehmen. Das entschleunigt, man ändert die Richtung und plötzlich tun sich einem ganz neue Zeiträume auf!

Studenten haben noch Zeit. Wenn sie sich nicht so von Regelstudienzeit und irgendwelchen-Wirtschafts-fuzzis ins Bockshorn jagen lassen würden. Nieder mit der \"Regelstudienzeit\" - wer macht diese Regel überhaupt? Lobbyismusgeprägte Politiker. Neo-klassische Alles-muss-Wachsen-Philosophie zwingt den Mensch zur Eile. Macht euch frei davon, dann habt ihr auch Zeit!

Wenn wir sagen: ‚Ich habe keine Zeit gehabt‘, meinen wir fast immer, dass wir sie uns nicht genommen haben. Wenn wir bewusster mit der uns verfügbaren Zeit umgehen, uns insbesondere mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge nehmen, dann werden wir auch seltener sagen müssen, dass wir keine Zeit haben.

Wir brauchen sozusagen gesetzlich Vorgeschrieben dringend eine Abkehr von dem ganzen multimedialen Hype. Kein guter Gedanke ohne Raum und Zeit zur Besinnung und Reflexion. Der Mensch ist nur noch abgelenkt und dermaßen unter Druck geraten durch die rein an Gewinnmaximierung orientierten Maßstäbe leistungsbezogene Definition seines Daseins, dass seine Intuition kollabieren muß und langfristig relevante Orientierung ausbleiben muß.
Jan Gustafsson, Schach-Großmeister