
Wo schöpfen wir Mut?
Berge erklimmen oder sich dem Alltag zu stellen – Mut hat viele Gesichter. Was gibt Ihnen Kraft?

Entschädigung für ein Fehlurteil: „Der Freispruch und die folgende öffentliche Rehabilitation sind sehr wichtig für mich.“
Eingesperrt im Gefängnis, kein Vertrauen in die Justiz mehr, die einen so schändlich enttäuscht hat. Gefangen in Trauer über das Erlebte. Aber nicht verlassen und allein. Denn da sind die Besuche, auch von Pfarrer Knop aus meinem Heimatort. Ich kannte ihn vorher nicht, aber er kommt mich besuchen. Wir haben viele gute Gespräche und aus Fremden werden gute Freunde. Er richtet mich auf, wenn ich niedergeschlagen bin und er kämpft für mich. Für eine Chance auf eine Wiederaufnahme und einen gerechten Prozess. Für meine Freiheit. Seine Unterstützung und sein selbstloser Einsatz machen mir Hoffnung, dass alles zu einem guten Ende kommen wird. Leider kann er meinen Freispruch nicht mehr selbst erleben. Der Freispruch und die darauf folgende öffentliche Rehabilitation sind sehr wichtig für mich. Aber damit beginnt ein neuer Kampf, ein Kampf um eine gerechte Entschädigung für das erlittene Unrecht. Auch hierbei helfen mir Freunde und natürlich meine Familie, jeder auf seine eigene Weise. Die Unterstützung von so vielen Menschen in all den Jahren seit meiner Festnahme dauert bis heute an. Darüber bin ich sehr dankbar, denn mir ist bewusst, dass dies nicht selbstverständlich ist. Deren Beistand und aufrichtige Anteilnahme an meinem Schicksal gibt mir den Mut bei Schwierigkeiten und Niederlagen nicht aufzugeben, sondern durchzuhalten und weiter zu kämpfen.

Chancen für eine neue Demokratie in der Ukraine
Die Präsidentschaftswahl am 25. Mai war ein wichtiger Test für die fragile Demokratie der Ukraine. Zum ersten Mal seit 1991 gab es im ersten Wahlgang eine Mehrheit für einen Präsidentschaftskandidaten. Die Ereignisse auf dem Maidan in Kiew haben den Weg dafür geebnet. In den letzten Wochen ist es der Zivilgesellschaft gelungen, das Parlament dazu zu bringen, die Gesetze zur Korruptionsbekämpfung sowie zur Verbesserung des Zugangs zu Informationen zu verabschieden. Weitere Gesetze sind auf der Agenda. Der Systemwechsel war und ist eine Kernforderung der Demonstranten auf dem Maidan: Statt der schamlosen Ausbeutung der staatlichen Ressourcen und Institutionen durch einige mächtige Individuen muss ein bürgerlicher Rechtsstaat entstehen, in dem die Gesellschaft die Politiker zur Rechenschaft ziehen kann. Die Menschen haben zuerst in Kiew gewonnen und nun im zweiten Schritt der ganzen Welt gezeigt, dass ihre politischen Präferenzen und Zukunftsvorstellungen nicht mit dem linken oder rechten Parteienflügel verbunden sind. Aber sie müssen weiter mutig sein. Real existierende Probleme im Land und die, die ins Land „exportiert“ wurden, bedürfen der Lösung. Die Zivilgesellschaft der Ukraine ist stärker geworden. Sie hat an Selbstvertrauen und Eigenverantwortung gewonnen. Daraus schöpfen wir die Hoffnung, dass diesmal – anders als nach der Orangenen Revolution – die Chance genutzt wird, eine konsolidierte Demokratie aufzubauen.

Wendekinder nach dem Mauerfall
Die dritte Generation Ostdeutschland (ca. 1975 bis 1985 in der DDR Geborene) hat schon in jungen Jahren erlebt, dass sich eine neue Erfahrung hinter der Grenze einer alten befindet. Ihre besondere Herausforderung lag darin, gemeinsam mit ihren Eltern nach 1989 ein schwieriges Terrain zu betreten, ohne eine Lösung oder ein Bild für den neuen Weg im Kopf zu haben. Was hat die Wendekinder in dieser Transformation innerlich getragen? Welche Kompetenzen und Ressourcen haben sich daraus entwickelt, die auch für eine europäische und globalisierte Zukunftsgestaltung relevant sind? Nach 25 Jahren Mauerfall stellen sich viele diese Frage im Rahmen des „Netzwerks 3te Generation Ostdeutschland“. Heute sind sie mit ihrer doppelten Sozialisation Botschafterinnen und Botschafter zweier Welten und vereinen Ost und West in ihrer Persönlichkeit, vergleichbar mit Diplomatenkindern. Sie können darauf vertrauen, dass ihre Transformationskompetenzen ihnen die Grundlage geben, mit ungewissen und unvorhersehbaren Situationen produktiv umzugehen. Mut hat zuerst immer leere Hände. Verbunden mit ihrem Wissen und ihren Ressourcen kann die Dritte Generation Ost jedoch besonderen Mut schöpfen, um ihren kreativen gesamtgesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Dieser ist für uns alle im 21. Jahr- hundert von höchster Relevanz.

Den Mut sichtbar machen: „4.000 Schüsseln bedeuten 4.000 Menschen die Mut hatten.“
Wo schöpfen Betroffene von häuslicher Gewalt Mut? Auf dem Marktplatz in Weimar. Im Regen gemeinsam umringt von staunenden Passanten, behutsam immer wieder Wasser aus dem Brunnen schöpfend und in 4.000 Schüsseln, Tassen, Töpfe spendend. Wasser wie Mut schöpfen. Das vereint und macht das Ausmaß häuslicher Gewalt sichtbar. 4.000 Frauen und Männer sowie 4.000 Kinder, die Gewalt zu Hause miterleben. 4.000 Menschen, die Mut hatten einen Weg und Hilfe zu suchen. Inspiriert von der Aktion „Wieder Mut schöpfen“ des Frauennotrufes Winterthur initiierten Thüringer Interventionsstellen im Mai 2012 eine Kampagne, welche schon Nachahmung in Sachsen und Baden-Württemberg fand. Ich bin mir sicher, dass wir Menschen an verschiedenen Orten und Zeiten durch selbst Erlebtes oder durch Erfahrungen, die andere für uns sichtbar machen, Mut schöpfen. Diese Erlebnisse erinnern an eigene Kräfte oder zeigen Wege auf, die wir bisher nicht gedacht haben. Es gibt mehr als nur eine Möglichkeit. Wir haben in Deutschland verschiedenste Beratungsstellen, Notrufe, Frauenhäuser. Polizei und Gerichte können Maßnahmen zum Schutz ergreifen. Immer mehr Ärzte sind sensibilisiert. Das macht Mut. Zum Reden, zum Ansprechen, zum Wahrnehmen und Unterstützen. Mut, um Veränderungen anzugehen und aufzuzeigen. Wichtig ist auch, sich zu öffnen. Der Mut dazu kann geweckt werden, indem wir zeigen, wir sind da. Vielleicht gemeinsam auf dem Markt in Ihrer Nähe.

Persönlich ahlte ich mich an den Aphorismus \"Es ist solange unmöglich bis jemand es schafft\". Das bedeutet für mich, nicht auf andere zu schauen, wenn ich etwas wirklich will. Selbst der Prozess des \"Es Versuchens\" macht für mich Sinn und meine teilweise selbst von mir im Innersten für unmöglich gehaltetenen Erfolge bestätigen mich darin. Genau so viel Mut erfordert es aber auch, irgendwann loszulassen, wenn man sicher sein kann, alles versucht zu haben. Vielleicht schafft es ja ein anderer.

In einem gut gekochten Eintopf!! Wenn ich aus Möhren, Kartoffeln und Zweibeln ein wohltuendes und kräftigendes Gericht kochen kann, dann werd ich das für meine sonstige Situation ja wohl auch hinkriegen :)

Mut ist die Bereitschaft ein Risiko einzugehen. Ob dass der Sprung von einer Klippe ist oder die Entscheidung gemeinsam ein Kind zu kriegen, niemand kann mir die Last meines Lebensrisikos abnehmen. Als Belohnung winken uns Freunde (der Mut sich zu entschuldigen, ohne zu wissen, ob sie angenommen wird), Lust (der Mut jemanden anzusprechen, ohne zu wissen, wie die Person reagiert), Zuversicht (wenn sich ein Teilerfolg einstellt), Spannung, Glücksgefühle, manchmal Geld und immer das gute Gefühl es überhaupt gewagt zu haben.

In den Augen meiner Kinder, bei Gesprächen mit guten Freunden, beim Genießen der Morgensonne (die gibt auch nie auf), wenn ich sehe wie andere, die nichts haben, trotzdem noch das Leben genießen.

Der Blick in die Wolken erinnert, dass wir nicht fliegen. Der Blick in den Abgrund erinnert, dass wir nicht ewig leben. Doch wer klar sieht, der hat noch das Wichtigste.

Wir leben in einem Wunder von Welt, wir selbst sind ein Wunder. Ob er das Geschenk annimmt, ist jedem selbst überlassen.

Wenn mal wieder alles schief läuft und jeder wirklich jeder gegen mich ist (wie grade bei der Jobsuche), habe ich folgendes Rezept: Den Blödmann aufmalen und meiner Katze das Blatt zum zerreißen/spielen geben. Das hat er dann davon und ich weiß, dass doch nicht alle gegen mich sind.

im bauch und im herzen

Mut entsteht immer dann, wenn man das Risiko eingeht sich zu überfordern oder zu scheitern –

Beim herumspinnen mit Freunden und wenn daraus manchmal ein Plan entsteht, den man verwirklichen kann und dies gelingt.
Harry Wörz, viereinhalb Jahre unschuldig inhaftiert