
Wer pflegt uns im Alter?
Ein selbstbestimmtes Altern ist nicht jedem vergönnt. Wer loslassen soll, möchte wissen wer ihn auffängt. Bitte teilt mit uns, wie Ihr euren Lebensabend gestalten möchtet.

Das machen wir zusammen: „Der Wille ist entscheidend. Wir müssen uns in unserem Alter wehren!“
Wir sind zwar „nur“ Senioren, aber unsere Begegnungsstätte „Stille Straße“ ist auf dem besten Weg zu einem Treffpunkt für Jung und Alt zu werden. Inzwischen ist unser 15. Jahr angebrochen. Entscheidend ist die Toleranz zwischen den Generationen. In Pflegeheimen bräuchten die Menschen viel Zuwendung. Das ist unter den aktuellen Voraussetzungen kaum zuleisten. Daher setze ich mich so stark für unser Haus ein. Für Initiativen wie die unsrige fehlt oft das Geld. Doch dass Menschen, wenn sie bei uns nicht Abwechslung fänden und fit blieben, anderweitig finanziert werden müssten – dann als teure Pflegefälle –, daran denken die wenigsten. Wir altern schneller, werden krank, wenn wir nicht aktiv bleiben. Unser Ältester ist 97, kommt immer zum Sport und sagt selbst: „Die jungen Frauen halten mich fit.“ 2012 wurden die Kosten für die Sanierung des Hauses zunächst offiziell mit 2,5 Millionen Euro bemessen. Heute sind es nur 250.000 Euro. Die Kosten wurden höher geschraubt, als sie in Realität sind. Auch unsere Hausbesetzung war letztlich in den Augen vieler für uns kaum durchzuhalten. Aber wir haben es geschafft! Der Wille ist entscheidend. Wir müssen uns in unserem Alter wehren! Daran änderte auch die vom Bezirk abgestellte Heizung nichts mehr – und das bei einem sozialdemokratischen Bezirksbürgermeister. Zudem war die Unterstützung der Anwohner enorm, ob nun per Wasserschlauch oder Stromanschluss. Alte und junge Generation wirken hier zusammen – in allen Lebensbereichen.

Ich bitte nicht mehr: „Ich bin an der Pflege meiner Eltern gescheitert“
Viele Jahre habe ich mich um die Pflege meiner schwerkranken Eltern gekümmert. Gescheitert bin ich an meiner Multitasking-Funktion als berufstätige Mutter und Ehefrau. Die mangelnde Bereitschaft meiner Eltern Hilfen anzunehmen sowie die Depression meines Vaters führten dazu, dass unser Mehrgenerationenprojekt misslang. Politik und Gesellschaft müssen begreifen, dass die Pflege nicht allein Aufgabe der Angehörigen sein kann. Wir werden bald bis Ende Siebzig arbeiten, zwei Drittel der Frauen sind erwerbstätig, am Arbeitsmarkt wird größtmögliche Flexibilität erwartet und obendrein sind Eltern die Nachhilfelehrer ihrer Kinder. Da wird die Ressource Zeit knapp. Aber die Pflege baut auf die gleichen Säulen wie vor vierzig Jahren. Natürlich wollen Kinder helfen und sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Eltern bewusst. Aber wie hoch ist der Preis? Hartnäckig wird ignoriert, dass sich die Familienstruktur längst verändert hat. Die große Herausforderung unserer Zeit sind die psychischen Krankheiten im Alter, vor allem Demenz. Hier hilft die Pflegereform wenig. Ein erster Schritt wäre, dass sich jeder Einzelne über sein Altwerden Gedanken macht: Wo will ich alt werden? Was mache ich, wenn ich nicht mehr mobil bin? Muss ich umziehen? Wen kann ich ansprechen und um Hilfe bitten? Ein Gespräch darüber mit der Familie halte ich für unabdingbar. Von der Politik erwarte ich, dass die häusliche Pflege genauso wie die professionelle entlohnt wird.

Angst vor dem Altern habe ich keine - nur davor, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können, ohne meine Liebsten sein zu müssen, oder gar diesen zur Last zu fallen. Nun zur Pflege: Pflegeheime finde ich schrecklich. Mein Traum: so eine Art \"betreutes Wohnen\" mit Unterstützung. Am liebsten in wärmeren Gefilden. Aber, geht meine Frau mit? Bekomme ich dann überhaupt noch etwas mit? Werde ich nur \"dahinvegetieren\"?

Gegen die Wand Wenn wir eine Pflege wollen die uns weder Zeit noch Geld wert ist, um die sich andere kümmern sollen - Hauptsache es funktioniert - , dann fahren wir gegen die Wand. Wenn wir endlich aufwachen, haben wir eine Chance. Dann kann Pflege wie Zähneputzen sein - einfach und selbstverständlich. Für alle.

\"Wir bestimmen selbst, wie wir im Alter gepflegt werden. Durch unser Verhalten in der Vergangenheit.\" Der erste Teil der Aussage von Herrn Hartmann ist nicht wirklich hilfreich. Sie unterstellt, dass wir alle Pflege im Alter brauchen, Paradigma gleich. Selbst die wissenschaftliche Physik weiß seit mehr als 50 Jahren, dass Denken Energie ist. Wenn wir also so denken wie Herr Hartmann, dann brauchen wir Pflege! Der zweite Teil ist dagegen sehr überzeugend. \"Wir bekommen zurück, was wir in die Welt gegeben haben.\" Meine Denke: Gesund und handelnd leben und sterben. Geht doch auch. Bis zum letzten Augenblick beweglich und wach, das ist mein Ziel.

Meine Pflege im Alter soll möglichst in meinem Haus geschehen. Mein Haus gibt die Möglichkeit her eine Alters-WG einzurichten. Die Pflegepersonen möchte ich mir mit den Mitbewohnern aussuchen. Ich gehe davon aus daß bis dahin,hoffentlich noch 20 Jahre,das Umfeld besser als heute auf diese Vorstellung eingerichtet ist.

Erst mal wir selbst als Partner gegenseitig. Wenn`s nicht mehr geht oder partnerlos, mit Unterstützung Dritter, möglichst in den eigenen 4 Wänden.

Die staatliche Pflege reicht nicht aus, das hören wir jeden Tag. Schon im Leben werden wir also auf die auf die drohende last im Alter permanent hingewiesen. Wer im Leben Freunde hat wird diese auch im Alter haben. Hoffentlich spreche ich vielen aus der Seele, wenn ich sage: Darüber will ich mir keine Gedanken machen.

Bei der Fragestellung fehlt ein bisschen die Entscheidung ob man überhaupt gepflegt werden möchte. Ich wünsche mir einen offeneren Umgang mit dem Tod, weniger Angst. Menschen die in einer Hospiz gearbeitet haben, erzählen mit, dass weniger die körperlichen Gebrechen Schmerzen bereiten, sondern vorallem die eigenen Verfehlungen im Leben. Wenn der eigene Vorteil nicht mehr wichtig ist, wird klar, was Unrecht war. Für die Pflege bedeutet das für mich, dass die menschliche Betreuung im Vordergrund stehen sollte.

Unsere Gesellschaft altert, der demographische Wandel ist noch nicht da, aber die Ausläufer bekommen wir bereits zu spüren. Von den Pflegekräften zu landlichen Ärtzten zur einfachen krankenschwester besteht ein riesiger Bedarf, der nicht adressiert wird. Vielleicht pflegt uns einfach niemand im Alter. Oder zumindest nur die mit dem nötigen Kleingeld. Statt aber auf eine weitere Ausweitung des ganzen Aparts hinzuwirken sollte der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden. Früher gab es auch alte Menschen! Da hatte man von selbstwenden Betten und herzfrequenzmessenen Handys noch nichts gehört und trotzdem bleibt der Eindruck, die Menschen hätten mehr Würde gehabt. Wo Geld im Spiel ist hört die Menschlichkeit schnell auf. Die Stärkung der pflegenden Famillienangehörigen ist ein richtiger Schritt. Es kann nicht sein, dass ein solcher Beitrag nicht entsprechend gewürdigt wird.

Die Russen machen es vor, sie gehen mit ihren Babushkas und Dedushkas an den Strand. Das ist generationsübergreifende Sozialisazierung und die pflegt uns im Alter.

Der Dienstleistungssektor Altenpflege wird an seinem eigenen Wachstum ersticken. Eine Rückentwicklung der sehr hohen und sehr teuren Standards ist vorhersehbar. Schlimm ist das nicht, denn Altenpflege kann einfacher gedacht und gehandhabt werden. Weniger kann auch mehr sein. Man wird das Paradigma des „Gesunden Sterbens“, an dem sich die medizinisch und ökonomisch ausgerichtete Pflege und die sie überwachenden Instanzen orientieren, aufgeben müssen. Auch das ist nicht schlimm, denn der Erhalt der funktionalen Autonomie ist eine Illusion. Alter ist auch die Zeit des Nachlassens, des Abbaus, des Verblühens, des Verfalls, der Vergänglichkeit und des Rückzugs. Ich brauche, wenn es soweit ist, keine hochqualifizierte Pflegeexpertin, die mich mobilisiert, die meine Wechseldruckmatratze auf mein Körpergewicht einstellen und diese Verrichtung korrekt dokumentieren kann. Ich wünsche mir einen Menschen, der neben der Pflegetätigkeit einen weiteren Beruf ausübt, der mich mit Anstand wäscht, der mich achtsam füttert, der mich regelmäßig mit meiner Lieblingsschokolade verwöhnt, der das normale Lebensrisiko in Kauf nimmt und der nicht immer für mich da ist, aber wenn, dann ganz. Menschen, die bereit und in der Lage sind, diese Ansprüche zu erfüllen, wird es immer geben. Die beste Pflege ist auch in Zukunft die, die ich mir wünsche und nicht die, die ein anspruchsvolles Pflegesystem am Leben erhält.

Mein Mutter ist .. ich nenne es mal \"leicht vergesslich\". Trotzdem ist sie für uns noch der liebenswürdige Mensch, den wir alle kennen und lieben. Über ihre Vorstellungen haben wir nie gesprochen aber sie hat einfach Zeichen mir zu sagen, wenn ihr etwas unangenehm ist. z.B. möchte sie ihr Geschirr nicht mehr in der Spülmaschine abgewaschen wissen. \"Oh nein, da lieber nicht rein\" sagt sie dann. Keine Ahnung warum aber es ist für uns kein Problem. Dann macht sie ihren Abwasch halt von Hand :) Vielleicht geht es irgendwann nicht mehr aber noch leben wir glücklich zusammen.

Es graut mich bei der Frage! Keine Ahnung welche unterbezahlte, gehtzte \"Fachkraft\" mir in Windeseile den Brei einflößen, mich waschen und die Blumen gießen wird. Ohne mich..

Noch hab ich selbst keine Kinder, aber wichtig finde ich, dass man miteinander redet auch wenn das sehr sehr schwierig ist. Man muss über seinen Schatten springen!

Ich möchte durch meine Lebensweise viel in eigener Verantwortung dazu beitragen, dass dieser Fall nicht eintritt. Ansonsten meine ich, dass viel mehr Geld - auch durch private Vorsorge, wenn dies möglich ist - in diesen Bereich fließen muss. Auch müsste die gesellschaftliche Anerkennung für Berufe in diesem Bereich mehr gefördert werden.

Für mich ist dies eine Frage der Solidarität in der Gesellschaft. Wer sich stets nur um sich selbst, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche gekümmert hat, braucht sich nicht wundern, wenn sich im Alter keiner um ihn kümmert. Ich vertraue darauf, dass so wie ich mich jetzt für andere einsetze, es andere sein werden, die mir im Alter beistehen. Da ich kinderlos bin, erwarte ich das auch nicht vom eigenen Nachwuchs, der damit meist überfordert ist.
Doris Syrbe, Aktivistin der Begegnungsstätte „Stille Straße“, Berlin/Pankow