
Was kommt nach dem Öl?
Niemand weiß sicher, wie lange das Öl noch reicht. Doch die Preise steigen. Ein Liter Heizöl kostete 2012 noch 90 Cent, 2030 könnte es bereits 1,84 Euro sein. Darum fragen wir: Was kommt nach dem Öl?

Wirtschaftsmotor ohne Öl: „Es ist vernünftig, sich früh mit post- fossilem Wirtschaften auseinanderzusetzen.“
Dass Erdöl knapper, teurer und dreckiger wird ist nicht der einzige Grund, um die Ölabhängigkeit zu überdenken. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die bei der Verbrennung freigesetzten Treibhausgase den Klimawandel beschleunigen. Allein die mit den heute bekannten Ölreserven verbundenen Emissionen würden ausreichen, um das globale Emissionsbudget auszuschöpfen. Dies stellt neue Anforderungen an die Risikovorsorge von Unternehmen, die in ihren Produktions- und Produktstrukturen noch stark auf fossile Energien setzen. Es ist daher vernünftig, sich früh mit den Merkmalen post-fossilem Wirtschaftens auseinanderzusetzen. Dazu gehören mehr Dienstleistungen, weniger Verbrauch und Kreislaufwirtschaft. Wichtig wird der Zugang zu Mobilität anstatt der Besitz von Autos, der Zugang zu Wertschöpfung und nicht mehr die Anhäufung von physischem Besitz. Wenngleich fossile Energieträger noch jahrzehntelang vorhanden sein werden, können Unternehmen schon heute erste Schritte in eine post-fossile Zukunft gehen. Strategisch wäre zu fragen: Wie wichtig ist der Einfluss fossiler Energieträger, welche Rolle spielt deren Verfügbarkeit und Preis für den wirtschaftlichen Erfolg? Wo können neue Wertschöpfungsmöglichkeiten erschlossen werden, die auf niedrigen Einsatz von Energie bei hohem Nutzen für Verbraucher setzen und die lokalen Beschaffungsprozesse unterstützen?

Ohne Erdöl kein Alltag: „Keine Versorgungsengpässe zu erwarten.“
Noch spielt Erdöl eine bedeutende Rolle, aber langfristig wird sich der Mix der verschiedenen Energieträger verändern. Wir benötigen nicht den spezifischen Rohstoff an sich, sondern die Funktionalität. Heutzutage nutzen wir Energie und darunter insbesondere das Erdöl für nahezu alle Dinge des täglichen Lebens: für Mobilität, Kommunikation, maschinelle Produktion sowie für die Licht- und Wärmeerzeugung. In vielen Bereichen kann Erdöl jedoch künftig durch die verschiedensten fossilen Energieträger wie Erdgas und Kohle sowie durch die erneuerbaren Energien wie Wind-, Wasser- oder Sonnenenergie ersetzt werden. Hingegen wird Erdöl für die stoffliche Nutzung in der chemischen Industrie sowie im Transportsektor weiter eine hohe Bedeutung behalten. Der heutige Anteil des Erdöls in Höhe von etwa 34 Prozent am weltweiten Primärenergieverbrauch wird daher, insbesondere mit Blick auf die Schwellen- und Entwicklungsländer, nur langsam zurückgehen. Aus geologischer Sicht sind für die kommenden Jahre selbst bei einem absehbaren Bedarfsanstieg keine Versorgungseng- pässe bei Erdöl zu erwarten. Lieferrisiken auf Grund markttechnischer bzw. politischer Ursachen sind jedoch nicht vorhersehbar. Die überraschende Zunahme der Schiefergas- und Schieferölförderung der letzten Jahre in Nordamerika sowie die weltweiten Aktivitäten in diesem Bereich werden die Öl- und Gasmärkte kurz- und mittelfristig verändern.

Der Mix macht’s: „Die Zeit ist reif für Hybrid.“
Der Energiebedarf unserer Häuser wird auf lange Sicht nicht ohne fossile Energien wie Öl gedeckt werden können – und das obwohl wir die Effizienz verbessern und zunehmend erneuerbare Energien nutzen. Denn nötig sind Versorgungssicherheit und bezahlbare Lösungen in der Haussanierung wie im Neubau. Hybridheizungen, die mehrere Energien nutzen, werden vielfach die Wärmeversorgung übernehmen. Denn selbst wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem im Strombereich zügig voranschreitet, werden Konzepte benötigt, die zuverlässig und bezahlbar für Wärme sorgen, wenn Wind und Sonne nicht verfügbar sind. In Hybridheizungen wird die erneuerbare Energie aus dem Solarkollektor, dem Holzkaminofen oder auch aus grünem Strom gespeichert, bis sie gebraucht wird. Reicht dieses Energieangebot nicht aus, greift das System mit einem Öl-Brennwertgerät auf das vor Ort gelagerte Heizöl zurück. Gegenüber rein strombasierten Heizsystemen benötigen solche Hybridheizungen keine Reservekapazitäten oder Stromspeicher, um die Wärmeversorgung sicherzustellen; eine erhebliche Kostensenkung für die Energiewende im Strombereich. So tragen Hybridheizungen wesentlich dazu bei, die Energieeffizienz und den Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudebereich zu erhöhen. Die Politik ist gefragt, geeignete Bedingungen für ihre Verbreitung zu schaffen – etwa durch Technologieoffenheit bei der Förderung und den Vorgaben für Sanierung und Neubau.

Schon der Untertitel der Frage ist nicht korrekt: fallende Preise lassen sich heute an der Tankstelle ablesen. Erdöl entsteht laufend neu, Förderung durch Fracking ändert die Marktlage. Dennoch hat es zu viel Wert für andere Zwecke um es nur zu verbrennen. Gut kann ich mich der Auffassung von Volker Steinbach anschließen. Die langfristig wünschenswerte Umstellung der Energieversorgung auf möglichst unbedenkliche Quellen ist richtig. Die Hast bei der Umstellung ist fragwürdig. Falls eines Tages Wasserstoff aus Elektrolyse das Öl ersetzen soll, so treten neue Risiken auf. Diese Umstellung wäre wieder sorgfältig zu erproben. In einer Welt weiterer Evolution und Komplexität kommen wir nicht ohne ständig neu auftretende Probleme herum. Des Volkes Stimme ist bei solchen Umstellungen nicht immer guter Ratgeber.

Gas + Wasser vielleicht?? Sicherlich wird es nicht das Ende sein. Aber bis dahin wird eine neue noch nicht bekannte Energie gefunden werden.

Langfristig hoffentlich eine bezahlbare Brennstoffzelle. Im Keller, im Auto und für unterwegs. Den Wasserstoff dafür gibt es dann vielleicht im Supermarkt, dort über bestehende Gasleitungen direkt abgepackt wird. Die überschüssige Energie aus den Offshoreparks in den Meeren wird über Elektrolyse an Land erzeugt, ins Gasnetz gespeist und in den Rest der Republik transportiert.

Das wüsste ich auch gerne

Öl schmiert unsere Motoren und heizt unsere Wohnungen. Denkt überhaupt jemand an ein Ende? Wir pressen die Erde aus und finden immer wieder neue Quellen. Kein Ozean zu groß, keine Wüste zu weit. Öl kennt keine Grenzen, kein Ende. Was für eine Frage.

In den nächsten 100 Jahren werden die Menschen wohl wieder damit anfangen, den Plastikmüll aus der Erde zu holen, den sie die 200 Jahre davor dort vergraben haben..

Um ein vernünftiges Substitut für Öl zu finden ist genau eine Industrie gefragt: Die Automobile-Industrie. Jeder Autofahrer verfeuert jeden Tag einen Energieträger, der nicht nachwächst. Die Teller oder Tank-Diskussion ist (und das ist gut so) längst beendet. Kraftstoffe der zweiten Generation werden aus Produktionsresten der Land- oder Forstwirtschaft hergestellt. Warum wird das nicht gefeiert und vor allem eingesetzt? Genau, weil es teurer ist. Also baut man keine Motoren, die diese Kraftstoffe vertragen denn wer will seinen Kunden schon eine teuerer Art der Fortbewegung verkaufen? Wir werden noch lange mit Erdöl im Tank fahren.

Wir könnten noch ewig Öl fördern und die Mineralölgesellschaften haben nichts anderes vor. Wenn wir aber alles verfügbare Erdöl verbrennen, kollabiert die Erdatmosphäre. Es geht also nicht darum wie lange das Öl noch reicht, sondern wie viel wir davon noch verbrennen können.
Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister Stadt Wuppertal