
Was darf gesunde Ernährung kosten?
Für 96 Prozent der Deutschen ist gesunde Ernährung wichtig. Doch kann sich die jeder leisten? Unser Frage lassen wir von den Umweltökonomen Axel Kölle und Christian Geßner, dem Sternekoch Alfons Schuhbeck, sowie dem Leiter des UN-Welternährungsprogramms in Deutschland Ralf Südhoff beantworten.

Geringere bereitschaft geld auszugeben: „lebensmittel müssen den tatsächlichen Preis ihrer herstellung abbilden.“
Die verbraucher in Deutschland sind bei lebensmitteln eher preis- als qualitätsorientiert. Dieses insbesondere nach dem 2. weltkrieg entstandene verhalten schlägt sich im vergleich zu unseren europäischen nachbarn in niedrigeren Preisen und der individuell geringeren Bereitschaft, Geld für hochwertige lebensmittel auszugeben, nieder. vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Diskussion rund um nachhaltigere lebensmittel ist es zwingend erforderlich, diesen Trend zukünftig zu durchbrechen. Zum einen muss die gesellschaftliche aufklärung – hin zu nachhaltigerer und damit gesünderer ernährung – von allen akteuren intensiviert und damit diesen nahrungsmitteln ein höherer Stellenwert zugesprochen werden. zum anderen müssten lebensmittel den tatsächlichen Preis ihrer herstellung – entstanden entlang der gesamten wertschöpfungskette – abbilden. nur diese internalisierung der externen Kosten führt zukünftig zu einer realistischen Preisbildung und berücksichtigt themenfelder wie z.b. die Kosten des Klimawandels oder bildungsprogramme in Drittländern zur verminderung der Kinderarbeit. um dieses ziel zu erreichen, müssen in einem ersten Schritt die relevanten gesellschaftlichen gruppen verstärkt in richtung nachhaltigerem Konsum – Qualität statt Quantität – aufgeklärt und gesunder ernährung ein höherer Stellenwert gegeben werden.

Glücksfall teures essen: „Für 1000 kalorien Fleisch müssen 7000 kalorien getreide in ein tier gesteckt werden.“
Nahrungsmittel sind heute weltweit so teuer wie selten zuvor. Dies könnte ein glücksfall sein – doch bislang ist es eine tragödie. woran liegt das? Die Ära der nahrungsmittelüberschüsse ist vorbei. Dies liegt zum einen an der guten nachricht, dass sich in china, indien oder brasilien viele menschen mehr essen leisten können. Die schlechte nachricht: Dabei übernehmen sie westliche ernährungsgewohnheiten, wie einen hohen Konsum von Fleisch und milchprodukten. Dadurch wird immer mehr getreide zu tierfutter und weitgehend verbrannt: um 1000 Kalorien Fleisch zu produzieren, müssen im Schnitt 7000 Kalorien getreide in ein tier gesteckt werden. Dies verschärft die Welternährungskrise: nur noch ein kleiner teil der heutigen ernten wird zu lebensmitteln. Über ein Drittel wird allein zu tierfutter, rund 5-6% zu bioenergie. Kosmetikprodukte tun ihr übriges, ebenso wie die Spekulation. Das angebot kann mit der boomenden Nachfrage nicht Schritt halten. heute erleidet die welt rund viermal mehr wetterdesaster pro Jahr und damit durch Dürren und Fluten zerstörte ernten als noch vor 20 Jahren. Dabei sind hohe nahrungsmittelpreise eine riesige chance: Dreiviertel der hungernden sind Kleinbauern, landarbeiter, viehzüchter. Für sie könnte der boom ein glücksfall sein, wenn sie eine chance hätten, auf Kredite, beratung und eine andere agrarpolitik im norden. wenn wir nur wollen, haben wir alle mittel, um den hunger weltweit zu besiegen.

hochwertige lebensmittel halten gesund: „auch Fertiggerichte haben ihre berechtigung.“
in den 1950er-Jahren gab man in einem deutschen haushalt knapp 50 Prozent des einkommens für nahrungsmittel aus. heute sind es 11 Prozent. einerseits ist das eine gute entwicklung: es bedeutet ja, dass Sattwerden erschwinglich geworden ist. aber leider ist das nur ein teil der wahrheit. Krankheiten wie Diabetes nehmen zu, auch die Dickleibigkeit bei Kindern. mit hochwertigen nahrungsmitteln könnte man etwas dagegen tun. Darf ich es ein bisserl überspitzt formulieren: Für viele ist es kein Problem, geld fürs auto auszugeben - da darf das motoröl gerne 39 euro kosten. aber für eine Flasche hochwertiges olivenöl möchte man nicht mehr als 1,99 euro bezahlen. Die wertschätzung gegenüber den lebensmitteln geht mit der wertschätzung des eigenen Körpers einher. Der braucht hochwertige lebensmittel. und das muss nicht heißen: teure. viele gute Zutaten, z. B. Kartoffeln, Gemüse, Kräuter, aber auch gewürze enthalten jede Menge wertvoller Inhaltsstoffe, Vitamine, Mineralstoffe. Wenn man sie mit Fingerspitzengefühl behandelt, z. b. bei milder hitze gart, bleiben die Inhaltsstoffe erhalten und kommen dem Körper zugute. ich weiß, es ist für Familien heute nicht leicht, jeden tag frisch zu kochen. auch Fertiggerichte haben ihre berechtigung. wichtig ist, dass die Qualität stimmt, dass man sich bei den Produkten auch an den Jahreszeiten orientiert und sich ausgewogen ernährt. und dazu leisten auch Kräuter und gewürze einen wertvollen beitrag.

Sie muss einen wirtschaftlich gut geführten Bauernhof ernähren können.

Sehr geehrte Damen und Herren, die Frage geht in dieser Art am Kern vorbei. Es geht nicht primär darum, was gesunde Ernährung kosten darf, sondern welche Anforderungen gesunde Ernährung erfüllen muss. Gesunde Ernährung soll dem Körper all die Nähr- und sonstigen Stoffe geben, die dieser benötigt, um nicht krank zu werden. Meiner Erfahrung nach ist gesunde Ernährung die beste Medizin bzw. das beste Wirkmittel gegen die üblichen saisonal bedingten Krankheiten, z.B. Grippen, Schnupfen ... oder sogar gegen diverse Alterserscheinungen. Meine Familie und ich ernähren uns bewusst, das heißt, wir kaufen die Lebensmittel in bestimmten Supermärkten und Fachgeschäften. Dabei interessieren uns nicht die Kennzeichnungen wie \"Bio\" oder dergleichen, die Auswahl erfolgt nach dem Geschmack, nach der Sauberkeit der Auslagetheken, nach der Frische der Ware, nach der Anforderung der Ernährungsvielfalt, wozu neben all dem Gemüse und den Kohlehydratträgern auch Fleisch und Fisch sowie Milch und Milchprodukte gehören. Dafür geben wir im Monat für einen zweieinhalb-Personen-Haushalt etwa siebenhundert Euro für Lebensmittel aus; der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass wir im Verhältnis zu anderen viel essen und dass wir auch bei den Getränken gezielt einkaufen, also kein billiges Mineralwasser, keine billigen Nektare; wir trinken sehr viel Wasser und teure Teesorten. Des Weiteren ernähren wir uns fast ausschließlich von frischen Zutaten, da ich vermute, dass in den Fertiggerichten, so schonend sie nach den Marketing-Strategen der Hersteller zubereitet sein mögen, eine Menge der gesundhaltenden Stoffe durch das Kochen zerstört wurde, abgesehen davon, dass die Fertiggerichte mit viel zu viel Stärke angereichert werden und völlig übersalzen sind. Ich bezeichne diese Nahrung als Holzfälleressen, weil man nur mit Arbeiten wie Holzfällen genügend Energie benötigt, um die Kalorien zu verbrennen und sein Gewicht zu halten. Ich habe in meinem Leben etwa zwei Mal bei Aldi eingekauft und etwa fünf Mal in anderen Discountläden und war jedes Mal erstaunt, wie wenig Geld ich für einen vollen Einkaufswagen ausgeben musste. Geschmeckt hat mir das Zeug jedoch nie, der Grund, warum ich diese Läden fürderhin mied. Wir geben das Geld lieber für unsere Gesundheit aus als für einen Pauschalurlaub auf einer der südeuropäischen Inseln oder in einem der weltweit gelegenen \"Paradiese\", wo sich die Hälfte der deutschen Bevölkerung tummelt, die sich das Reisen neben dem Aldi-Konsum leisten zu können glaubt. Mit freundlichen Grüßen Josef von Stackelberg

Lebensmittel sollten - so wie alle Produkte - immer die ökologischen und gesellschaftlichen Kosten beinhalten. Z.B. die Pestizide im Grundwasser, Antibiotika im Fleisch, CO2 etc. Dadurch würden die vermeintlich \"billigen\" Produkte und Lebensmittel wesentlich teurer und ihr wahrer Wert bzw. die wahren Kosten sichtbar! Das wärs :-)

Ich halte es mit Herrn Schuhbeck: Die Wertschätzung für gutes Essen muss steigen. Dann stellt sich die Frage \"Was darf gesunde Ernährung kosten\" gar nicht mehr. Denn wir sind dann bereit für sie auch tiefer in die Tasche zugreifen und stattdessen auf den ein oder anderen Luxus zu verzichten. So besitze ich seit längerer Zeit kein eigenes Auto mehr, stattdessen nutze ich kostengünstiges Car-Sharing. Für das so gesparte Geld gehe ich ein Mal im Monat mit meiner Frau sehr gut essen.

Wir müssen aufpassen, dass wir keine us-amerikanischen Verhältnisse bekommen. Dort ist der 5-Liter-Kanister Limonade bezahlbar, eine gesunde Alternative bleibt aber den Besserverdienenden vorbehalten. Wenn Süßigkeiten, Fast-Food und Fertiggerichte das einzige bezahlbare sind, was wird dann aus der Gesellschaft? In Deutschland sehen wir es bereits: Fettleibigkeit nimmt zu. Und die bringt viele Krankheiten mit sich. Die wirken sich auf das Gesundheitssystem und auf die Versicherungssummen aus, die jeder einzelne von uns aufbringen muss. Es kann daher nur im Interesse aller sein, dass eine gesunde Ernährung nicht nur bezahlbar ist, nein, dass sie von der Gesellschaft auch angenommen wird.

Die beiden besserverdienenden Autoren beziehen sich auf eine \" gesellschaftliche Diskussion \" von etwa 10 bis 12% der -grünen- Bevölkerung.Die übrigen 90% sollen mit ideologisch errechneten,also höheren Preisen moralisch zwangsbeglückt werden.Der kurze Beitrag enthält vier Mal den Imperativ \"müssen oder zwingen\", insbesondere zur Gehirnwäsche der blöden Gesellschat. Brave New World! Die Preisbildung des Marktes wird von den beiden Ökonomen ausgeblendet. Merke: Jeder darf im Reformhaus kaufen.Keiner darf im Reformhaus kaufen müssen

So viel wie nötig, so wenig wie möglich!

meine Tipps für einen gesunden und günstigen Speisezettel: 1. Wocheneinkäufe machen, keine Monats oder tageseinkäufe. Für einen Monat ist es schwer einzuteilen, wer täglich kauft hat überhaupt keinen Überblick auf die ausgaben. 2. Auf Angebote achten. Wenn etwas im Preis reduziert ist, ruhig auf Vorrat kaufen. Verderbliche Lebensmittel können eingefroren werden. 3. Viel Gemüse. Das kann man nicht oft genug wiederholen. Und ich meine nicht den Mais in der Chilli con carne, sondern wirklich Gerichte mit dem Hauptbestandteil Gemüse. 4. Wenig wegschmeissen! 80 kg wirft jeder von uns pro jahr weg.. davon sind 50 kg vermeidbar. da fragt man sich warum alle über hohe Preise jammern? anscheinend ist es noch nicht teuer genug, sonst würde nicht so viel im Müll landen. Das wars erst mal von mir, wer noch weitere Informationen sucht findet im internet auf jeden fall auch viele Foren, wo das Thema ausführlich diskuttiert wird. Guten Appetit an alle und frohe Weihnachtszeit

Gesunde Ernährung darf nur soviel kosten, dass sich es jeder leisten kann! Wenn man in einen Bio-Supermarkt geht.. ist man auch schnell wieder draußen. Sowas können sich nur Managerehefrauen leisten.. Jetzt muss man sich mal vorstellen, dass Hartz IV empfänger im Monat mit 374€ auskommen müssen. Wie soll man da mal eben 8€ für ein Stück rindfleisch ausgeben??? Also Tierschutz in allen Ehren, aber da ist mir mein eigenes leben erst mal mehr wert, als das von anderen lebewesen. Klingt hart.. aber ist so.

Diese frage interessiert mich brennden, denn als Studentin mit schmallem Budget ist es echt schwer für mich (grade zum Ende vom Monat) mich gesund zu ernähren. Als ich noch zu hause gewohnt hab, gab es immer frische Sachen.. jetzt gibts immer nur Dosen und Fertiggerichte.. Wer mir Tipps geben kann, das wäre echt nett!!

Der deutsche Hunger nach billigen Produkten verleitet die Lebensmittel-Industrie zu immer neuen Skandalen. Ohne nachzudenken greifen wir zu Turbo-Mast-Hähnchen, geriebenem Discount-Käse und Press-Schinken. Hackfleisch für 3,99 Euro hinterfragen wir nicht, sondern freuen uns über das Schnäppchen im Einkaufswagen. Doch was ist wertvoller als unser eigener Körper? Nichts. Er sollte uns Besuche auf dem Wochenmarkt und Einkäufe beim Bauern in der Region oder lokalen Fleischern einfach wert sein.

Ich bin nun seit 12 Jahren Vegetarier und kann es jedem empfehlen. Es stimmt nicht, das der Mensch sich ohne Fleisch auf dem Speisezettel nicht gesund ernähren würde. Das kann ich selbst nur bezeugen. Habe mich noch nie besser gefühlt. Und ja: es ist auch billiger. Seit meinem Fleischverzicht speise ich wesentlich hochwertiger. Französischer Käse zum Nachtisch ist zwar für einen Veganer tabu, mir und meinen Gästen schmeckt er aber vorzüglich. Teures Olivenöl.. kein problem mehr. Nur bei Schokolade bin ich immer noch zurückhaltend (wegen de Kinderskalven an der Elfenbeinküste, das geht gar nicht). Viele Grüße! Mr. Good

Das meiste wurde schon gesagt.. aber eines fehlt definitiv: Wenn man weniger Fleische essen würde, rettet man jeden tag die Leben von unschuldigen Lebewesen, schützt das Klima und nebenbei ist es auch noch biller! Da muss man doch ganz automatisch seine gewohnheiten anpassen.. verstehe einfach nicht warum das immer noch so wenige Leute machen %(

Wenn man über die Preise von Lebensmitteln redet, darf man nicht vergessen, dass es weltweit zu Aufständen kam, weil Menschen ihre Grundnahrungsmittel nicht mehr bezahlen konnten. Es kann nicht sein, dass die Banker, nachdem sie ihre alte spielwiese verbrannt haben, nun mit der lebensgrundlage von Millarden menschen ihre profite erwitschaften wollen. Termingeschäfte sind okay, aber nur wenn sie den Interesse der Erzeuger und verbraucher dienen..!

Eigentlich nicht viel. Also sie muss nicht viel kosten. 1. Schritt: zu hause essen, Auch wenn man denkt \"Ein Döner für 3,5€ ist genauso teuer wie wenn ich jetzt erstmal einkaufen gehe..\" stimmt das nicht. Denn wenn man hackfleisch und Gemüse kauft, kostet das vlt 5€, aber dafür hat man auch 3 Portionen.. 2. Schritt: Wocheneinkäufe machen und nichts nachkaufen. Das hat den Vorteil, dass man sein Budget genau im Auge hat und man benutzt die Einkäufe einfach viel effektiver, wenn man sich angewöhnt 1-2 mal in der Woche \"Restessen\" zu kochen. Dann gibts es natürlich im Supermarkt noch viele Sachen, wo man Geld verschleudern kann.. Je greller die Werbung, umso schlechter das Preis-leistungs-Verhältnis..

Ich würde gerne mehr für Lebensmittel bezahlen, so wie es Ihre Experten einstimmig fordern. Das große ABER folgt allerdings auf dem Fuße. Denn nur weil etwas teuer ist, heißt es noch lange nicht, dass es eine höhere Qualität hat! Die Lebensmittelindustrie hat sich die Suppe selbst eingebrockt: Wenn ich als Verbraucher keine Chance habe, die Qualität verlässlich zu vergleichen.. dann orientiere ich mich natürlich am Preis! Wenn in No-Name-Produkten haargenau das Gleiche wie in Markenprodukten steckt.. welches sollte man dann wohl kaufen? Oder andersrum gefragt: Warum soll ich für die Verpackung und die Werbung der Marketingprodukte zahlen?? Für Qualität würde ich bezahlen, für meine eigene Reizüberflutung nicht..!

Was darf gesunde Ernährung kosten? So viel wie Sie möchten natürlich. Wenn man selbst kocht, merkt man schnell wofür man sein Geld ausgibt: Nämlich nicht für die Ernährung (die ist billig zu haben, 4€ machen 4 leute satt) sondern für den Genuß. Wer einen Braten ansetzt, wird den vom Metzger kaufen. Ob man dazu in fett fritierte Pommes oder kurz blanchiertes Gemüse reicht, macht preislich keinen Unterschied. Insofern hat Schuhbeck durchaus recht, wenn er sagt, dass die Esskultur hierzulande den Bach runtergeht. Bei uns haben wir deshalb eine alte aber fast vergessene Regel eingeführt: Um 19 Uhr gibts Essen und alle haben da zu sein. Seit dem weiß ich auch wieder wie es meinen Töchtern in der Schule geht. Es ist ein schönes Gefühl, zu einer festen zeit mit seiner Famillie zusammen zu sitzen. Ich kann es jedem empfehlen!
Axel Kölle und Christian Geßner, Leiter des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke